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Rassler

Von Stadtwiki

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Rassler ist die Bezeichnung für die vielen Goldschmiedearbeiter, die ab Mitte des 19. Jahrhunderts zu Fuß vom Umland nach Pforzheim pendelten. Der Name ergibt sich aus dem Geräusch, das ihre genagelten Lederschuhe auf dem Pforzheimer Kopfsteinpflaster machten. Seit 1982 erinnert die Figurengruppe Die Rassler an die Wanderarbeiter.

Geschichte

In Pforzheim nahm die Schmuckwaren-Industrie mit dem ersten industriellen, 1767 gegründeten Schmuckwarenunternehmen ihren Anfang. 1803 beschäftigten die Bijouterie-Unternehmen 522 Arbeiter, was ungefähr einem Zehntel der Einwohner Pforzheims entsprach. Bis 1850 wuchs die Zahl der Schmuckabeiter auf 1.200, 1859 waren es bereits über 5.000. Bis in die 1830er Jahre stammten die allermeisten Schmuckarbeiter noch aus der städtischen Bevölkerung, das starke Wachstum der Branche sorgte ab dann aber für einen ebenso rasch anwachsenden Zustrom der Landbevölkerung in die Goldstadt. 1890 gab es etwa 10.000 Schmuckarbeiter, 1911 waren in der Schmuckindustrie rund 26.000 Personen beschäftigt.

Die Einpendler kamen aus den Orten in einem Umkreis von 15 bis 20 km um Pforzheim und zogen zu Fuß in langen, karawanenartigen Strömen morgens in die Stadt ein und abends wieder hinaus. Ihre genagelten Schuhe erzeugten das charakteristische Rasselgeräusch, das ihnen ihren Namen gab. Frauen machten etwa ein Drittel der Einpendler aus. Sie verdienten anfangs deutlich weniger als die Männer, gegen 1900 wurden ihre Löhne dann jedoch stärker angehoben als die der Männer. Der Verdienst war gering, aber er reichte i.d.R. für ein Auskommen und für bescheidenen Wohlstand.

Weil die Rassler meist aus kleinbäuerlichen Verhältnissen des Umlandes stammten, besaßen sie meist Grund und Boden sowie ein Haus in ihren Wohnorten. Diese Sozialstruktur der Goldschmiedebäuerle verhinderte eine Proletarisierung der Pforzheimer Arbeiterschaft. Allerdings führte dieser Umstand auch dazu, dass sich unter den Pforzheimer Schmuckarbeitern lange keine Hilfsvereine oder Gewerkschaften bildeten, wie sie andernorts aus purer Notwendigkeit schon viel früher entstanden.

Der Begriff Rassler hielt sich für die Schmuckwarenarbeiter auch noch nach der Errichtung von Pferdefuhrwerks-, Omnisbus- oder Bahnlinien, die den Arbeitern den beschwerlichen Fußmarsch abnahmen.

Literatur

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