Zur Anmeldung als Teilnehmer bitte E-Mail mit Nennung des gewünschten Benutzernamens an: pfenz@mail.de

Brauerei Gebrüder Leo

Von Stadtwiki

Wechseln zu: Navigation, Suche

Die Brauerei Gebrüder Leo war eine Brauerei im Mühlacker Stadtteil Dürrmenz. Sie wurde 1919 von der Stuttgarter Brauerei Wulle übernommen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Erste Generation

Franz Leo (1824–1890) aus Höfen an der Enz heiratete die Adlertochter Friederike Stieß. Er lernte das Brauereiwesen u. a. in den USA und importierte dort als Erster trockene, untergärige Bierhefe auf Glasplatten aus Deutschland. Die Adlerbrauerei als eine von vier anderen erwachte zu neuem Leben. Viel Betrieb war auch in der Gastwirtschaft "Schwarzer Adler", die gleichzeitig als Zunfthaus für die Handwerker diente. Steinkohle für seine Brauerei holte er mit seinem dreispännigen Pferde-Fuhrwerk in einer mehrtägigen Fahrt vom Speyrer Hafen. Da es keine Bank gab, wurde das Geld in einer Kommode aufbewahrt. Unüblich war auch, die Haustüre abzuschließen.

Zweite Generation

Franz Leos ältester Sohn Wilhelm (1850–1905) übernahm 1874 die Brauerei. 1879 wurde eine neue, moderne Brauerei im Leiterstiegel erstellt. Sie lag in der Nähe des bereits von Franz erbauten Kellers und hatte einen zusätzlichen Felsenkeller am Metterstenrain. Bei der Erweiterung der Keller im Leiterstiegel kamen durch den Rutsch mächtiger Lehmwände sechs Personen ums Leben. Der Aushub der Keller wurde halbringförmig auf der Ostseite des Anwesens aufgeschüttet. Reste sind noch heute nach dem Durchbruch der Reichmannstraße am Platz der großen Linde zu sehen. Anfang 1900 installierte er in den weitläufigen Kellern eine elektrische Beleuchtung. Kunden und Bürger bestaunten täglich das Licht mit Kohlenfadenlampen.

Bruder Rudolf Leo (1855–1921) betrieb von 1883 an eine Zigarrenfabrik mit Rohtabakhandel.

1925 wurden zusammen mit den auswärtigen Betrieben etwa 250 Personen beschäftigt. 1926 wurde die Firma aufgelöst. Sein Wohnsitz war die schöne Gründerzeit-Villa Herrenwaag 12, erbaut 1874. Er war im öffentlichen Leben von Dürrmenz sehr engagiert, z. B. 25 Jahre als Bezirksobmann der Kriegervereine, langjähriger Gemeinde- und Bezirksrat und von 1884 bis 1889 und 1902 bis 1910 auch Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr.

Dritte Generation

Sohn Wilhelm (1876–1947) und seine Teilhaber erwarben 1913 die Kundschaft der Brauerei Hof. Mit ihren 23 Pferden transportierten sie nicht nur das Bier, sondern auch Güter für die Bevölkerung wie aus dem Ökonomiebuch von 1913 hervorgeht. Mit moderner Kühltechnik konnte die Kellertemperatur konstant gehalten werden. Etliche Gaststätten in Dürrmenz-Mühlacker wie z.B. Schwarzer Adler, Blume, Kühler Krug, Bahnhotel und Krone befanden sich zeitweise im Eigentum der Gebrüder Leo. Jährlich wurden 25.000 Hektoliter Bier erzeugt, das bis Heilbronn, Ludwigsburg, Wildbad und Pforzheim abgesetzt wurde. Durch die staatliche Beschränkung von Gerste war aber das Brauen kaum noch möglich, daher verkaufte er 1919 an die Brauerei Wulle. Leider wurde der Verkaufserlös 1923 von der inflationären Geldentwertung fast vollständig aufgefressen. Bis 1942 war er "Niederlagen"-Leiter der Brauerei Wulle in Dürrmenz. Sein Wohnhaus war in der Andreasstraße 6, erbaut 1912 von Architekt Christian Aichelin.

Bier- und Eiskeller

Ausgehend vom ersten, von Franz Leo erbauten Keller westlich vom Verwalterwohnhaus, erfolgte 1891 und in den Folgejahren eine zweigeschossige Keller-Erweiterung bis zum Baron-Müller-Weg. Nahezu alle Keller sind überbaut, um das Eindringen von Oberflächenwasser zu verhindern. Im Zweiten Weltkrieg dienten die Keller als Schutz gegen Fliegerangriffe.

Neben der Lagerung von Leergut dienten die Überbauungen auch als Pferdeställe und Garagen. Von 1919 bis Ende 1971 gehörten diese Lagerschuppen zum Auslieferungslager der Brauerei Wulle, Stuttgart.

Eisbildnerhaus

In dem 1902 gebauten „Eisbildnerhaus“ konnten täglich 100 Zentner Kunsteis hergestellt werden. Zusätzliches Natureis – u. a. vom Wullesee – wurde in zwölf Eis- und Gärkellern, davon in vier Felsenkellern, eingelagert. Der noch erhaltene Brunnen ist aus rotem Sandstein gemauert, hat 3 Meter Durchmesser und eine gemessene Tiefe von 8 Metern.

Das ab den 1920er-Jahren als Büro genutzte Gebäude diente nach der Renovierung von 1976 bis 1997 als Begegnungsstätte "Centro Italiano" des Italienischen Hilfskomitees, ab 1995 geändert in Deutsch-Italienische Gesellschaft.

Quellen

Meine Werkzeuge
Namensräume
Varianten
Aktionen
Navigation
Themenportale
Unterstützt von
Werkzeuge